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Normen und Vorschriften für künstliches Licht

Künstliche Beleuchtung ist nicht nur ein notwendiges Element für eine funktionale Umgebung, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle in der Ergonomie und Sicherheit. In verschiedenen Bereichen, sei es in Arbeitsstätten, Büros oder privaten Innenräumen, gibt es spezifizierte Normen und Vorschriften, die die Anforderungen an die Beleuchtung definieren. Diese Normen stellen sicher, dass die Beleuchtung sowohl funktional als auch gesundheitsförderlich und effizient ist. Sie berücksichtigen dabei sowohl technische als auch sicherheitsrelevante Aspekte.

Ein Konferenzraum mit künstlichen Licht.

Kurzzusammenfassung:

  • DIN EN 12464-1: Anforderungen an die Beleuchtung von Arbeitsstätten
  • DIN 5035: Normen zur Beleuchtung von Innenräumen
  • ASR A3.4: Anforderungen an die Beleuchtung in gewerblichen Arbeitsstätten
  • VDE 0100: Sicherheitsvorschriften für elektrische Beleuchtungseinrichtungen
  • Schwerpunkte: Beleuchtungsstärke, Farbwiedergabe, Blendungsschutz und Gleichmäßigkeit der Lichtverteilung

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Bedeutung der Normen für künstliche Beleuchtung

Die Bedeutung der Normen für künstliche Beleuchtung liegt in ihrer Fähigkeit, eine gesundheitsförderliche und sichere Nutzung von Räumen zu gewährleisten. Dabei spielen vor allem die Beleuchtungsstärke, die gleichmäßige Lichtverteilung und der Schutz vor Blendung eine wesentliche Rolle. Eine unzureichende Beleuchtung kann nicht nur zu Augenbelastung und schneller Ermüdung führen, sondern auch die Produktivität und Sicherheit negativ beeinflussen. Zu viel oder falsch positioniertes Licht kann zu Blendung führen, die das visuelle Wohlbefinden beeinträchtigt und das Risiko von Unfällen erhöht.

Anforderungen und technische Details der Beleuchtung

  1. Beleuchtungsstärke
    • DIN EN 12464-1 legt die Anforderungen an die Beleuchtungsstärke für verschiedene Arbeitsräume fest. Die Norm fordert für allgemeine Büroarbeitsplätze eine Mindestbeleuchtungsstärke von 500 Lux. In hochspezialisierten Bereichen wie Zeichen- oder Designräumen kann die Beleuchtungsstärke jedoch bis zu 1000 Lux betragen, um präzise Arbeit zu gewährleisten. Für Wohnräume sind niedrigere Werte von etwa 100-300 Lux ausreichend, um eine komfortable und sichere Atmosphäre zu schaffen.
    • Bereichsbezogene Anforderungen: In hochpräzisen Bereichen wie medizinischen Laboren oder bei der Arbeit mit feinen Details, wie in der Elektronikmontage, können noch höhere Anforderungen notwendig sein, etwa 1500 Lux.
  2. Gleichmäßigkeit der Beleuchtung
    • Die Gleichmäßigkeit der Lichtverteilung ist ein kritischer Faktor zur Vermeidung von Schatten und starken Helligkeitskontrasten, die das Arbeiten und die Wahrnehmung der Umgebung erschweren können. In Arbeitsstätten verlangt die Norm eine Gleichmäßigkeit der Beleuchtung von mindestens 0,6, wobei 1,0 als Idealwert für eine perfekte Ausleuchtung ohne Schatten gilt. Dies stellt sicher, dass die Beleuchtung keine störenden Kontraste aufweist und den gesamten Arbeitsbereich gleichmäßig erhellt.
  3. Blendungsschutz
    • Blendung ist ein unerwünschtes Phänomen, das sowohl die Produktivität als auch das Wohlbefinden beeinträchtigen kann. Die Normen legen fest, dass die Beleuchtung in Arbeitsstätten so gestaltet werden muss, dass sie Blendung minimiert. Dies wird durch den Einsatz von speziellen Blendschutzmaßnahmen wie Diffusoren, matten Oberflächen und verstellbaren Leuchten erreicht. Der UGR-Wert (Unified Glare Rating), ein Maß für die Blendung, muss in Büroräumen unter 19 liegen, um eine komfortable Arbeitsumgebung zu gewährleisten.
  4. Farbwiedergabe
    • Die Farbwiedergabe eines Lichts, gemessen am Ra-Wert, ist in bestimmten Arbeitsumgebungen von wesentlicher Bedeutung, z. B. in der Medizin oder bei kreativen Tätigkeiten. Für eine möglichst präzise Wahrnehmung der Farben muss der Ra-Wert mindestens 80 betragen, wobei für anspruchsvollere Anwendungen, etwa in der Kunst oder der Farbbearbeitung, ein Wert von Ra ≥ 90 gefordert wird. Ein hoher Ra-Wert ermöglicht es den Nutzern, Farben unverfälscht wahrzunehmen und so präzise Entscheidungen zu treffen.
  5. Notbeleuchtung
    • Notbeleuchtung ist besonders in Fluchtwegen und öffentlichen Bereichen erforderlich, um die sichere Evakuierung bei Stromausfällen oder anderen Notfällen zu gewährleisten. Die ASR A2.3 regelt die Anforderungen an Notbeleuchtungssysteme, die mindestens 10 % der regulären Beleuchtung ausmachen müssen, um auch im Falle eines Ausfalls die Sicherheit der Nutzer zu gewährleisten. Zudem müssen Notleuchten in Fluchtwegen so platziert sein, dass sie eine gleichmäßige Ausleuchtung bieten und keine Schatten entstehen.

Messmethoden zur Überprüfung der Beleuchtung

Zur Überprüfung der Einhaltung der vorgeschriebenen Beleuchtungsanforderungen sind präzise Messmethoden erforderlich:

  • Luxmeter werden eingesetzt, um die Beleuchtungsstärke an verschiedenen Punkten des Raums zu messen und sicherzustellen, dass die Anforderungen für die jeweilige Nutzung erfüllt werden.
  • Messung der Lichtverteilung erfolgt in regelmäßigen Abständen entlang der Hauptbeleuchtungsachsen, um zu prüfen, ob die Beleuchtung gleichmäßig verteilt ist und keine Dunkelzonen entstehen.
  • Der UGR-Wert wird mit speziellen Geräten ermittelt, um sicherzustellen, dass die Blendung den maximal zulässigen Wert nicht überschreitet.
  • Spektralfotometer und Farbmessgeräte werden verwendet, um die Farbwiedergabe und den Ra-Wert der Beleuchtung zu messen und so eine naturgetreue Farbwahrnehmung zu garantieren.

Wartung und regelmäßige Kontrolle der Beleuchtung

Die Beleuchtungssysteme müssen regelmäßig gewartet und überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie den Normen entsprechen. Hierzu gehören:

  • Überprüfung der Leuchtmittel auf ihre Helligkeit und Funktionsfähigkeit.
  • Test der Notbeleuchtungssysteme und deren Notstromversorgung.
  • Austausch von defekten Leuchtmitteln und regelmäßige Reinigung der Leuchten, um eine konstant hohe Lichtleistung zu gewährleisten.

Vorteile einer normgerechten Beleuchtung

Die konsequente Einhaltung der Normen und Vorschriften zur Beleuchtung bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich:

  • Erhöhte Sicherheit: Durch die Einhaltung der Beleuchtungsvorschriften wird sichergestellt, dass Arbeitsplätze und öffentliche Räume ausreichend ausgeleuchtet sind, was die Unfallgefahr erheblich reduziert.
  • Verbesserte Ergonomie und Wohlbefinden: Eine gut geplante Beleuchtung fördert das Wohlbefinden und reduziert Augenbelastungen, was zu einer höheren Produktivität führt.
  • Energieeffizienz: Moderne Beleuchtungslösungen, die den aktuellen Normen entsprechen, sind oft energieeffizient und tragen so zur Reduzierung der Betriebskosten bei.

Gesetzliche Rahmenbedingungen und Verantwortung

Die Einhaltung der Beleuchtungsvorschriften ist nicht nur eine technische Notwendigkeit, sondern auch eine rechtliche Verpflichtung. Betreiber von Arbeitsstätten, öffentlichen Gebäuden oder Industrieanlagen sind verpflichtet, sicherzustellen, dass ihre Beleuchtungssysteme den geltenden Normen entsprechen. Verstöße gegen diese Vorschriften können rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen und im schlimmsten Fall die Sicherheit und Gesundheit der Nutzer gefährden.

Fazit: Verantwortung und Normen für die richtige Beleuchtung

Die Normen für künstliche Beleuchtung sind unerlässlich, um eine funktionale, sichere und gesundheitsförderliche Beleuchtung in allen Bereichen des Lebens und Arbeitens zu gewährleisten. Sie stellen sicher, dass sowohl ergonomische als auch sicherheitstechnische Anforderungen eingehalten werden. Durch regelmäßige Wartung und die genaue Einhaltung der Normen können Betreiber gewährleisten, dass die Beleuchtung sowohl effizient als auch nachhaltig ist.

 

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Fragen und Antworten

Welche Normen regeln die Beleuchtung in Innenräumen?

Die DIN EN 12464-1 ist die maßgebliche Norm für die Beleuchtung von Arbeitsplätzen in Innenräumen. Sie gibt Anforderungen an die Beleuchtungsstärke, die Farbtemperatur, die Blendung und die Energieeffizienz der Beleuchtung. Sie stellt sicher, dass künstliches Licht den Bedürfnissen der Nutzer entspricht und eine angenehme sowie produktive Arbeitsumgebung geschaffen wird.

Welche Vorschriften gibt es zur Beleuchtung von Außenbereichen?

Die Beleuchtung von Außenbereichen wird durch verschiedene Normen geregelt, unter anderem durch die DIN EN 13201, die Anforderungen an die Straßenbeleuchtung festlegt. Diese Norm befasst sich mit Aspekten wie der Beleuchtungsstärke, der Vermeidung von Lichtverschmutzung und der Energieeffizienz. Die Vorschriften berücksichtigen die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer sowie den Schutz von Umwelt und Tieren.

Welche Normen gelten für die Beleuchtung von Sportstätten?

Für die Beleuchtung von Sportstätten ist die DIN EN 12193 maßgeblich. Diese Norm regelt die Beleuchtung für verschiedene Sportarten, sowohl für den Trainings- als auch den Wettkampfbetrieb. Sie legt fest, wie hoch die Beleuchtungsstärke auf Spielfeldern sein muss, welche Anforderungen an die Blendungsbegrenzung gestellt werden und wie die Beleuchtung zur Erhöhung der Zuschauererfahrung optimiert werden kann.

Wie wird die Beleuchtung in Bezug auf den Immissionsschutz reguliert?

Die Beleuchtung im Hinblick auf den Immissionsschutz wird durch das Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) sowie durch die TA-Lärm (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm) geregelt. Diese Vorschriften stellen sicher, dass künstliche Beleuchtung nicht zu störenden Lichtimmissionen führt und den gesetzlich festgelegten Grenzwerten entspricht, um die Lichtverschmutzung zu minimieren und die Lebensqualität der Anwohner sowie den natürlichen Lebensraum zu schützen.

Welche Anforderungen gibt es für die Beleuchtung von Fußgängerüberwegen?

Für die Beleuchtung von Fußgängerüberwegen sind spezifische Anforderungen in der DIN 67523 geregelt. Sie beschreibt, wie Fußgängerüberwege in der Dunkelheit sicher beleuchtet werden müssen, um die Sichtbarkeit zu erhöhen und Unfälle zu vermeiden. Darüber hinaus gibt es Vorgaben zur Zusatzbeleuchtung, um insbesondere die Sicherheit bei Straßenüberquerungen in der Nacht zu gewährleisten.

Welche Normen regeln die Tageslichtnutzung in Innenräumen?

Die DIN 5034 behandelt die Nutzung von Tageslicht in Innenräumen und legt fest, wie Tageslichtquellen in Bürogebäuden, Schulen oder Wohnräumen optimal integriert werden können. Sie berücksichtigt dabei Aspekte wie Lichtverhältnisse, Beleuchtungsstärke und die Förderung des Wohlbefindens der Nutzer. Die Norm trägt dazu bei, dass Räume sowohl natürlich als auch künstlich ausreichend beleuchtet sind, um den Anforderungen an Komfort und Energieeffizienz gerecht zu werden.

Welche Vorschriften gibt es zur Reduktion von Lichtverschmutzung durch Außenbeleuchtung?

Zur Reduktion von Lichtverschmutzung durch Außenbeleuchtung gibt es in verschiedenen Normen und Vorschriften Vorgaben, wie z. B. die DIN EN 13201 für Straßenbeleuchtung und die TA Lärm. Auch die Richtlinie zur Begrenzung von Lichtemissionen gibt Empfehlungen zur Vermeidung unnötiger Lichtabstrahlung und zur Förderung einer gezielten Lichtlenkung, um die Auswirkungen auf die Umwelt und benachbarte Wohngebiete zu minimieren. Dabei wird vor allem auf die Abschirmung und Richtungslenkung des Lichts geachtet.

Welche Normen regeln die Beleuchtung für den Energieverbrauch und die Effizienz?

Für eine energieeffiziente Beleuchtung gibt es mehrere Normen, die den Energieverbrauch von Beleuchtungssystemen regeln. Dazu gehört die DIN EN 15193, die Anforderungen an die Energieeffizienz von Beleuchtungssystemen stellt und Vorgaben zur Energieverbrauchsberechnung liefert. Die Norm berücksichtigt sowohl den Einsatz von energieeffizienten Lampen als auch die steuerbare und bedarfsgerechte Nutzung von Beleuchtungssystemen.

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