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Lichtimmissionen und ihre Auswirkungen auf Tiere – Warum der Schutz der Dunkelheit entscheidend ist

Künstliches Licht beeinflusst nicht nur unsere nächtliche Umgebung, sondern hat auch weitreichende Folgen für die Tierwelt. Besonders Insekten und nachtaktive Tiere sind auf natürliche Dunkelheit angewiesen. Der Verlust dieser Dunkelheit hat signifikante Auswirkungen auf viele Arten. In diesem Artikel werden die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse dargestellt und untersucht, wie Messmethoden und praktische Maßnahmen dabei helfen können, die negativen Effekte der Lichtverschmutzung zu minimieren.

Vergleichsbild mit übermäßiger Beleuchtung und abgeschirmter, zielgerichteter Beleuchtung.

Kurzzusammenfassung:

  • Unerwünschtes Licht aus künstlichen Quellen stört natürliche Dunkelheit
  • Raumaufhellung (Beleuchtungsstärke), Blendung (Lichtstärke) & Farbtemperatur
  • Desorientierung von Tieren, gestörte Nahrungsaufnahme, veränderte Aktivitätszeit & Raubtier-Beute-Beziehungen
  • BImSchG & Naturschutzgesetze regeln Lichtimmissionen in Deutschland
  • Erfolgreiche Reduktion durch abgeschirmte Leuchten, dem Anwendungszweck entsprechend gewählten Lichtfarben, Sensor- und zeitgesteuerten Beleuchtungszeiten und stufenlos regelbarer Dimmsteuerungen
  • Bestandsaufnahme, Optimierung und Wartung von Lichtquellen notwendig

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Unser Fachmann Dr. Klaus Petry beantwortet Ihre Fragen rund um Lichttechnik. Lassen Sie sich beraten.​

Die Problematik der Lichtverschmutzung

Künstliches Licht verändert den natürlichen Rhythmus von Tag und Nacht und hat eine beispiellose Wirkung auf viele Tiere. Diese Tiere sind auf die Dunkelheit angewiesen und orientieren sich an ihr. Die zunehmende Ausbreitung von künstlichem Licht beeinträchtigt dieses empfindliche Gleichgewicht und führt zu veränderten Verhaltensweisen.

Beispiele der Auswirkungen auf Tiere

  • Insekten: Künstliches Licht zieht viele Insekten an, die diese Lichtquellen Umkreisen bis sie vor Erschöpfung sterben. Die Vielfalt der gesammelten Pollen und Fortpflanzungsaktivitäten nimmt ab.
  • Fledermäuse: Studien belegen, dass sich die Aktivitätskurve von Fledermäusen durch künstliche Beleuchtungen verschiebt. Besonders gefährdet sind lichtschaue Arten, die ihre Jagd- und Fortpflanzungsgründe verlieren.
  • Vögel: Einfluss auf Zugvögel, vor allem durch vermeidbares, nach oberen gerichtetes Licht. Zugvögel werden desorientiert und verlieren wichtige Zeit auf ihrer Reise. Störung des zirkadianen Rhythmus von lokalen Singvögeln, wodurch die Nahrungssuche und Fortpflanzungsaktivität negativ beeinflusst wird.

Messmethoden zur Bestimmung von Lichtimmissionen

Um die Auswirkungen von Lichtverschmutzung zu messen und zu verstehen, werden verschiedene Messmethoden eingesetzt. Diese Methoden bieten präzise Daten, die dazu beitragen, unnötige Lichtemissionen zu identifizieren und zu reduzieren.

  • Luxmeter-Messungen: Luxmeter (Beleuchtungsstärkemessgeräte) messen punktuell die Beleuchtungsstärke und liefern Aufschluss über die Raumaufhellung des Untersuchungsbereichs (z.B. Hausfassaden in Wohngebieten, Naturschutzgebiete etc.). Auf diese Weise lässt sich feststellen, ob und wie Licht in Lebensräume eindringt.
  • Spektralanalyse: Diese Methode untersucht Lichtquellen anhand ihrer Wellenlängen. Bestimmte Wellenlängen können unterschiedlich stark von Insekten und Tieren wahrgenommen werden. Insbesondere Licht mit hohem Blauanteil hat negative Auswirkungen auf das Verhalten und die Orientierung vieler Lebewesen.
  • Leuchtdichtemessung: Die Leuchtdichte ist eine photometrische Größe, die angibt, wie viel Licht (Helligkeit) von einer Fläche in eine bestimmte Richtung abgestrahlt bzw. reflektiert wird. Dabei berücksichtigt sie sowohl die Intensität des Lichts als auch die Geometrie der betrachteten Fläche und die Blickrichtung. In städtischen Gebieten, in denen reflektiertes Licht häufig die natürliche Dunkelheit verringert, hilft diese Technik dabei, problematische Lichtquellen zu erkennen und gezielt zu minimieren.

Gesetzliche Vorgaben zum Schutz vor Lichtverschmutzung

Zum Schutz von Tieren, Insekten und der natürlichen Dunkelheit gibt es verschiedene gesetzliche Vorgaben, die maximale Lichtemissionen begrenzen und Maßnahmen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung festlegen.

  • BImSchG (Bundes-Immissionsschutzgesetz): Dieses Rahmengesetz beinhaltet den Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen, zu denen Lichtimmissionen zählen, die geeignet sind, die Gesundheit zu schädigen oder die Umwelt zu gefährden. Das BlmSchG formuliert dabei keine genauen Grenzwerte. Für Licht gibt es zudem keine bundesweit einheitliche Verordnung. Als Orientierung dient hier maßgeblich die Licht-Richtlinie der Ländergemeinschaft Immissionsschutz (LAI), in der genaue Grenzwerte festgelegt werden.
  • Naturschutzgesetze: In vielen Bundesländern gibt es spezielle Naturschutzgesetze, die besonders empfindliche Lebensräume und Tierarten schützen. Diese Gesetze definieren unter anderem Anforderungen für Beleuchtungsanlagen an ökologisch wertvollen sowie öffentlichen Bereichen.
  • Regionale Verordnungen: Zahlreiche Städte und Kommunen haben eigene Vorschriften zur Beleuchtung, die zum Ziel haben, unnötige Lichtimmissionen zu vermeiden. Diese Regelungen beinhalten zum Beispiel reduzierte Beleuchtung in sensiblen Gebieten oder zu bestimmten Zeiten.

Praktische Lösungen zur Reduktion von Lichtimmissionen

Es gibt zahlreiche erfolgreiche Projekte, die beweisen, dass Lichtimmissionen reduziert werden können, ohne die Sicherheit und den Komfort der Menschen zu gefährden. Diese Projekte bieten wertvolle Beispiele für die Integration von umweltschonender Beleuchtung in die Praxis.

  • Abgeschirmte Leuchten: Eine dem Anwendungsfall entsprechend effiziente Lichtlenkung, ohne Abstrahlung oberhalb der horizontalen Ebene, verhindert, dass unnötiges Licht in die Umgebung strahlt und schutzwürdige Bereiche von Mensch und Tier aufgehellt werden.
  • Bewegungsmelder statt Dauerbeleuchtung: In städtischen Parks und öffentlichen Plätzen wird die Beleuchtung um Bewegungsmelder erweitert, sodass das Licht nur bei Bedarf eingeschaltet wird. Diese Maßnahme reduziert die Lichtverschmutzung und sorgt gleichzeitig für eine sichere Umgebung.
  • Anpassung der Lichtfarbe: Eine Insektenfreundliche Beleuchtung erfordert warmweißere Lichtfarben. Die Lichtfarbe sollte zu dem Anwendungsfall passen. Beispielsweise sind kaltweiße Lichtfarben um 5700K im Profisport (Fußball-Bundesliga) üblich, anderweitig im Außenbereich aber nicht notwendig.

Mögliche Maßnahmen zur Minimierung der Lichtverschmutzung

Jeder Einzelne kann aktiv dazu beitragen, die Lichtverschmutzung zu reduzieren und den Schutz der natürlichen Dunkelheit zu fördern. Folgende Maßnahmen können dabei helfen:

  • Bestandsaufnahme der Beleuchtung: Eine regelmäßige Überprüfung der Beleuchtung im Außenbereich zeigt, wo unnötige oder störende Lichtquellen vorhanden sind. Lichtquellen, die keine Funktion erfüllen oder die Tierwelt stören, sollten auf den Prüfstand gestellt werden.
  • Optimierung der Beleuchtung: Es ist möglich, Beleuchtungssysteme so zu optimieren, dass das Licht gezielt nach unten und auf die tatsächlich benötigten Bereiche gelenkt wird. Der Einsatz von energiesparenden und umweltfreundlichen Leuchten wie LEDs kann ebenfalls zur Minimierung der Lichtimmissionen beitragen.
  • Regelmäßige Wartung: Eine regelmäßige Wartung der Beleuchtungssysteme stellt sicher, dass diese effizient arbeiten und keine unnötige Lichtstreuung erzeugen. Dies trägt dazu bei, die Auswirkungen auf die Umgebung und die Tierwelt zu verringern.

Fazit

Lichtverschmutzung ist ein zunehmend relevantes Problem, das gravierende Auswirkungen auf die Tierwelt und das ökologische Gleichgewicht hat. Der Schutz der Dunkelheit ist von entscheidender Bedeutung für das Überleben vieler Tiere und für den Erhalt natürlicher Lebensräume. Durch die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben, die Anwendung moderner Messmethoden und die Umsetzung erfolgreicher Projekte können Lichtimmissionen reduziert und die Dunkelheit bewahrt werden.

Jeder Schritt, sei er technologischer oder praktischer Natur, trägt dazu bei, das empfindliche Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu wahren. Es ist an der Zeit, das Thema Lichtverschmutzung nicht nur als Umweltproblem, sondern auch als kulturelle Herausforderung zu begreifen, die für die Zukunft unseres Planeten von wesentlicher Bedeutung ist.

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Fragen und Antworten

Welche Auswirkungen haben Lichtimmissionen auf Insekten?

Studien zeigen, dass künstliches Licht Insekten negativ beeinflussen kann. Besonders Nachtfalter, Käfer und andere nachtaktive Insekten werden von starkem künstlichem Licht angezogen, was ihre natürlichen Wander- und Fortpflanzungsmuster stört. Lichtimmissionen können dazu führen, dass Insekten in die falschen Bereiche gelockt werden, ihre Nahrungsquellen nicht finden oder sich in großen Zahlengruppen versammeln, was ihre Überlebenschancen mindert.

Wie beeinflusst Lichtverschmutzung das Verhalten von Vögeln?

Lichtverschmutzung kann den Nacht-Rhythmus von Vögeln erheblich stören, da sie sich nach natürlichen Lichtquellen orientieren. Studien haben gezeigt, dass Vögel durch künstliches Licht in die Irre geführt werden können, was zu Verlust der Orientierung führt, besonders bei der Migration. Vögel können auf Lichtquellen zusteuern, statt ihren natürlichen Flugbahnen zu folgen, was zu Kollisionen mit Gebäuden oder anderen Gefahren führt.

Welche Tiere sind besonders empfindlich gegenüber Lichtimmissionen?

Einige Nachttiere, insbesondere Fledermäuse, Nachtfalter und andere nachtaktive Tiere, sind besonders empfindlich gegenüber Lichtimmissionen. Diese Tiere orientieren sich häufig nach dem natürlichen Dunkel der Nacht. Künstliches Licht kann ihre Fortpflanzung, Ernährung und Kommunikation stark beeinträchtigen.

Welche Studien zeigen den Zusammenhang zwischen Lichtverschmutzung und den Verlust von Artenvielfalt?

Untersuchungen haben gezeigt, dass Lichtverschmutzung ein erheblicher Faktor beim Rückgang der Artenvielfalt sein kann. Die Wissenschaftliche Studien belegen, dass sich das Verhalten von Insekten, Vögeln und anderen Tieren aufgrund des zunehmenden künstlichen Lichts verändert. Dies führt zu Veränderungen in den Fortpflanzungsmustern, Verschiebungen in Nahrungsbeziehungen und einer Verdrängung natürlicher Lebensräume. So zeigen Studien, dass Nachtfalter und Bienen, die für die Bestäubung von Pflanzen entscheidend sind, durch künstliche Lichtquellen desorientiert und in ihrem natürlichen Fortpflanzungsverhalten gestört werden.

Welche wissenschaftlichen Maßnahmen werden empfohlen, um die Auswirkungen von Lichtimmissionen auf die Tierwelt zu minimieren?

Es werden verschiedene Maßnahmen zur Reduktion von Lichtimmissionen durchgeführt. Neben der Einschränkung der Beleuchtung auf das Nötigste, vor allem in empfindlichen Gebieten wie Naturschutzgebiete und Lebensräume von nachtaktiven Lebewesen, kommen zeit- und sensorgesteuerte Beleuchtungssysteme zum Einsatz. Leuchtengehäuse können durch Blenden die Lichtausbreitung abschirmen und gezielt Lenken. Warmweiße Lichtfarben wirken oft weniger störend für die Tierwelt, da weniger Insekten angezogen werden.

Was sagt die Forschung über die Auswirkungen von Straßenbeleuchtung auf die Fortpflanzung von Tieren?

Lichtimmissionen, vor allem von Straßenbeleuchtung, beeinflussen die Fortpflanzung von Insekten und Tieren in mehreren Studien. Insektenarten wie Nachtfalter und Käfer finden ihre Paarungspartner oft anhand von dunklen Refugien, die durch künstliches Licht entwertet werden. Auch Amphibien wie Frösche und Kröten können durch Licht gestört werden, was die Fortpflanzung und das Abwandern von den Laichplätzen beeinträchtigt. Insbesondere bei Fluginsekten hat die Forschung gezeigt, dass ihre Paarung und das Nahrungsfindungsverhalten durch künstliches Licht negativ beeinflusst wird.

Gibt es internationale Studien, die auf den Zusammenhang zwischen Lichtimmissionen und dem Schutz der Tierwelt hinweisen?

Ja, es gibt zahlreiche internationale Studien, die sich mit den Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf die Tierwelt befassen. Besonders hervorzuheben sind Forschungen aus den USA und Großbritannien, die belegen, dass Lichtimmissionen die Migration von Vögeln, die Bestäubung von Pflanzen durch Insekten und das Verhalten von Tieren erheblich beeinflussen. Solche Studien haben den dringenden Handlungsbedarf zur Reduzierung von Lichtemissionen und zur Schaffung von lichtgeschützten Lebensräumen unterstrichen.

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