Die Problematik der Lichtverschmutzung
Künstliches Licht verändert den natürlichen Rhythmus von Tag und Nacht und hat eine beispiellose Wirkung auf viele Tiere. Diese Tiere sind auf die Dunkelheit angewiesen und orientieren sich an ihr. Die zunehmende Ausbreitung von künstlichem Licht beeinträchtigt dieses empfindliche Gleichgewicht und führt zu veränderten Verhaltensweisen.
Beispiele der Auswirkungen auf Tiere
- Insekten: Künstliches Licht zieht viele Insekten an, die diese Lichtquellen Umkreisen bis sie vor Erschöpfung sterben. Die Vielfalt der gesammelten Pollen und Fortpflanzungsaktivitäten nimmt ab.
- Fledermäuse: Studien belegen, dass sich die Aktivitätskurve von Fledermäusen durch künstliche Beleuchtungen verschiebt. Besonders gefährdet sind lichtschaue Arten, die ihre Jagd- und Fortpflanzungsgründe verlieren.
- Vögel: Einfluss auf Zugvögel, vor allem durch vermeidbares, nach oberen gerichtetes Licht. Zugvögel werden desorientiert und verlieren wichtige Zeit auf ihrer Reise. Störung des zirkadianen Rhythmus von lokalen Singvögeln, wodurch die Nahrungssuche und Fortpflanzungsaktivität negativ beeinflusst wird.
Messmethoden zur Bestimmung von Lichtimmissionen
Um die Auswirkungen von Lichtverschmutzung zu messen und zu verstehen, werden verschiedene Messmethoden eingesetzt. Diese Methoden bieten präzise Daten, die dazu beitragen, unnötige Lichtemissionen zu identifizieren und zu reduzieren.
- Luxmeter-Messungen: Luxmeter (Beleuchtungsstärkemessgeräte) messen punktuell die Beleuchtungsstärke und liefern Aufschluss über die Raumaufhellung des Untersuchungsbereichs (z.B. Hausfassaden in Wohngebieten, Naturschutzgebiete etc.). Auf diese Weise lässt sich feststellen, ob und wie Licht in Lebensräume eindringt.
- Spektralanalyse: Diese Methode untersucht Lichtquellen anhand ihrer Wellenlängen. Bestimmte Wellenlängen können unterschiedlich stark von Insekten und Tieren wahrgenommen werden. Insbesondere Licht mit hohem Blauanteil hat negative Auswirkungen auf das Verhalten und die Orientierung vieler Lebewesen.
- Leuchtdichtemessung: Die Leuchtdichte ist eine photometrische Größe, die angibt, wie viel Licht (Helligkeit) von einer Fläche in eine bestimmte Richtung abgestrahlt bzw. reflektiert wird. Dabei berücksichtigt sie sowohl die Intensität des Lichts als auch die Geometrie der betrachteten Fläche und die Blickrichtung. In städtischen Gebieten, in denen reflektiertes Licht häufig die natürliche Dunkelheit verringert, hilft diese Technik dabei, problematische Lichtquellen zu erkennen und gezielt zu minimieren.
Gesetzliche Vorgaben zum Schutz vor Lichtverschmutzung
Zum Schutz von Tieren, Insekten und der natürlichen Dunkelheit gibt es verschiedene gesetzliche Vorgaben, die maximale Lichtemissionen begrenzen und Maßnahmen zur Reduzierung der Lichtverschmutzung festlegen.
- BImSchG (Bundes-Immissionsschutzgesetz): Dieses Rahmengesetz beinhaltet den Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen, zu denen Lichtimmissionen zählen, die geeignet sind, die Gesundheit zu schädigen oder die Umwelt zu gefährden. Das BlmSchG formuliert dabei keine genauen Grenzwerte. Für Licht gibt es zudem keine bundesweit einheitliche Verordnung. Als Orientierung dient hier maßgeblich die Licht-Richtlinie der Ländergemeinschaft Immissionsschutz (LAI), in der genaue Grenzwerte festgelegt werden.
- Naturschutzgesetze: In vielen Bundesländern gibt es spezielle Naturschutzgesetze, die besonders empfindliche Lebensräume und Tierarten schützen. Diese Gesetze definieren unter anderem Anforderungen für Beleuchtungsanlagen an ökologisch wertvollen sowie öffentlichen Bereichen.
- Regionale Verordnungen: Zahlreiche Städte und Kommunen haben eigene Vorschriften zur Beleuchtung, die zum Ziel haben, unnötige Lichtimmissionen zu vermeiden. Diese Regelungen beinhalten zum Beispiel reduzierte Beleuchtung in sensiblen Gebieten oder zu bestimmten Zeiten.
Praktische Lösungen zur Reduktion von Lichtimmissionen
Es gibt zahlreiche erfolgreiche Projekte, die beweisen, dass Lichtimmissionen reduziert werden können, ohne die Sicherheit und den Komfort der Menschen zu gefährden. Diese Projekte bieten wertvolle Beispiele für die Integration von umweltschonender Beleuchtung in die Praxis.
- Abgeschirmte Leuchten: Eine dem Anwendungsfall entsprechend effiziente Lichtlenkung, ohne Abstrahlung oberhalb der horizontalen Ebene, verhindert, dass unnötiges Licht in die Umgebung strahlt und schutzwürdige Bereiche von Mensch und Tier aufgehellt werden.
- Bewegungsmelder statt Dauerbeleuchtung: In städtischen Parks und öffentlichen Plätzen wird die Beleuchtung um Bewegungsmelder erweitert, sodass das Licht nur bei Bedarf eingeschaltet wird. Diese Maßnahme reduziert die Lichtverschmutzung und sorgt gleichzeitig für eine sichere Umgebung.
- Anpassung der Lichtfarbe: Eine Insektenfreundliche Beleuchtung erfordert warmweißere Lichtfarben. Die Lichtfarbe sollte zu dem Anwendungsfall passen. Beispielsweise sind kaltweiße Lichtfarben um 5700K im Profisport (Fußball-Bundesliga) üblich, anderweitig im Außenbereich aber nicht notwendig.
Mögliche Maßnahmen zur Minimierung der Lichtverschmutzung
Jeder Einzelne kann aktiv dazu beitragen, die Lichtverschmutzung zu reduzieren und den Schutz der natürlichen Dunkelheit zu fördern. Folgende Maßnahmen können dabei helfen:
- Bestandsaufnahme der Beleuchtung: Eine regelmäßige Überprüfung der Beleuchtung im Außenbereich zeigt, wo unnötige oder störende Lichtquellen vorhanden sind. Lichtquellen, die keine Funktion erfüllen oder die Tierwelt stören, sollten auf den Prüfstand gestellt werden.
- Optimierung der Beleuchtung: Es ist möglich, Beleuchtungssysteme so zu optimieren, dass das Licht gezielt nach unten und auf die tatsächlich benötigten Bereiche gelenkt wird. Der Einsatz von energiesparenden und umweltfreundlichen Leuchten wie LEDs kann ebenfalls zur Minimierung der Lichtimmissionen beitragen.
- Regelmäßige Wartung: Eine regelmäßige Wartung der Beleuchtungssysteme stellt sicher, dass diese effizient arbeiten und keine unnötige Lichtstreuung erzeugen. Dies trägt dazu bei, die Auswirkungen auf die Umgebung und die Tierwelt zu verringern.
Fazit
Lichtverschmutzung ist ein zunehmend relevantes Problem, das gravierende Auswirkungen auf die Tierwelt und das ökologische Gleichgewicht hat. Der Schutz der Dunkelheit ist von entscheidender Bedeutung für das Überleben vieler Tiere und für den Erhalt natürlicher Lebensräume. Durch die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben, die Anwendung moderner Messmethoden und die Umsetzung erfolgreicher Projekte können Lichtimmissionen reduziert und die Dunkelheit bewahrt werden.
Jeder Schritt, sei er technologischer oder praktischer Natur, trägt dazu bei, das empfindliche Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur zu wahren. Es ist an der Zeit, das Thema Lichtverschmutzung nicht nur als Umweltproblem, sondern auch als kulturelle Herausforderung zu begreifen, die für die Zukunft unseres Planeten von wesentlicher Bedeutung ist.